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Soll man Doping im Sport unter ärztlicher Kontrolle freigeben?

Should doping in sports be permitted under medical supervision?

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Ethik in der Medizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Artikel untersucht die Frage, ob es sinnvoll ist, Doping im Sport unter ärztlicher Kontrolle freizugeben. Dazu werden die Auswirkungen einer Freigabe untersucht, die stets nur eine begrenzte Freigabe wäre, allein wegen der Risiken. Die unangenehmen Begleiterscheinungen der Dopingkontrollen würden nicht entfallen. Die Auswirkungen einer Freigabe von Doping im Wettkampfsport wären entweder unsinnig oder aber mit Nachteilen behaftet. Es ist nicht notwendig, die Frage zu klären, was die „Idee des Sportes“ ausmacht und ob sie verändert werden darf. Allein unter praktischen Aspekten zeigt sich, dass dem Sport mit einer Freigabe des Dopings keine Vorteile, aber viele Nachteile erwachsen.

Abstract

Definition of the problem The article examines the question whether doping should be permitted in sports under medical supervision. The results of a permission of doping are examined. Arguments Such a release would always be a limited one, just because of the risks. The unpleasant side-effects of doping control will not disappear. The results of a permission of doping in competitive sports were either absurd or negative. It is not necessary to clarify the question of what constitutes the “idea of sports” and whether it may be changed. Conclusion From a practical point of view the permission of doping in sports has no advantages but many disadvantages.

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Notes

  1. Diese Einengungen gehen so weit, dass sie Fußballern offenbar nicht zuzumuten sind – jedenfalls nach Ansicht des Weltverbandes FIFA und des europäischen Verbandes UEFA [16].

  2. Dabei übersehen Savulescu et al. [13] und Foddy/Savulescu [5], dass sich bestimmte Gesundheitsschäden erst langfristig manifestieren und durch eine enge gesundheitliche Überwachung nicht entdeckt werden. Insofern ist ihr Vorschlag, die Grenze des erlaubten Dopings an der Schädigung des Sportlers festzumachen, in Bezug auf die langfristigen unerwünschten Wirkungen gar nicht zu kontrollieren. Wenn die Befürworter einer begrenzten Freigabe aber alle Doping-Praktiken mit langfristigen, bei der Einnahme nicht zu kontrollierenden Risiken verbieten wollen, dann verbleibt die große Versuchung, sie auch bei begrenzter Freigabe von Doping zu nutzen. Es wäre auch unter diesem Aspekt nichts gewonnen.

  3. Insofern ist die Behauptung von Foddy/Savulescu nicht überzeugend, es sei „viel einfacher, die Anti-Doping-Regeln abzuschaffen, als das Doping selbst“ ([5], S. 98), zumal der Co-Autor Savulescu in anderem Zusammenhang feststellte, die Kontrolldichte würde bei Dopingfreigabe aus Sicherheitsgründen erhöht [13].

  4. Zu einer umfassenderen Analyse der individuellen Beweggründe selbst unter Verbot: [1].

  5. Eine Alternative wäre gegeben, wenn man garantieren könnte, dass der Sport dopingfrei wäre. Für diesen Fall könnte man die „alten“ Rekorde nur unter Vorbehalt akzeptieren und alle neuen Rekorde als solche klassifizieren.

  6. Peter Singer: „Außerdem würde ich sagen, dass es den einen ‚Geist‘ des Sports gar nicht gibt“ [15]. Dem ist zuzustimmen, da Sport aus ganz unterschiedlichen Beweggründen und mit unterschiedlichen Motiven praktiziert wird. Doch der Aspekt der Natürlichkeit der Leistungserbringung gilt im Grunde für den ganzen Sport.

  7. So die Befürworter einer Freigabe [19].

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Der Autor dankt Prof. Dr. Andreas Nieß für hilfreiche Anregungen, und den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Doping der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer für anregende Diskussionen zum Thema.

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Wiesing, U. Soll man Doping im Sport unter ärztlicher Kontrolle freigeben?. Ethik Med 22, 103–115 (2010). https://doi.org/10.1007/s00481-010-0056-1

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